Andreas Hein fordert zügige Überarbeitung des EEG

05.07.2018

Bis zum Jahr 2025 wird Schleswig-Holstein 250 Prozent seines Bruttostromverbrauchs aus der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien gewinnen können. Wir werden dann mehr Energie aus Erneuerbaren erzeugen, als die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg zusammen benötigen werden. Somit werden wir weiterhin zum Energielieferanten für andere Bundesländer.
Dennoch entstehen weiterhin enorme Ausgleichszahlungen für den Abschaltstrom und für die Anpassung der Leistungseinspeisung von Kraftwerken. Wie können wir da gegensteuern? - Wir müssen weiterhin in den Netzausbau, die Netzertüchtigung aber ebenso in die Forschung, die Entwicklung und auch in die Demonstration von Projekten - die das Ziel haben, die Energie hier in Schleswig-Holstein zu nutzen - investieren.
Wir erwarten von der Bundesregierung eine zügige Überarbeitung des regulatorischen Rahmens und des EEG, damit die Energiewende weiter voranschreiten kann. Es bedarf weiterer großer Anstrengungen, um mit dem Einsatz der Fördermöglichkeiten von EU, Bund und Land die Nutzbarmachung der erneuerbaren Energien hier bei uns in Schleswig-Holstein größtmöglich umzusetzen.
Wir wollen weitere Unternehmen hier ansiedeln, damit die Energie auch hier vor Ort – zum Beispiel zur Herstellung von Produkten - genutzt werden kann. Dies schafft und sichert bestehende Arbeitsplätze. Das schafft Kaufkraft und sichert unsere Zukunft auch wirtschaftlich ab.
Aber auch die Leistungsfähigkeit unserer Stromnetze zu steigern, unter Erhalt unserer hohen Systemsicherheit, ist neben dem Ausbau eine weitere Notwendigkeit. Wir wollen, dass unser Energieversorgungssystem eines der zuverlässigsten und sichersten der Welt bleibt. Die Entwicklung hin zu hohen Anteilen volatiler, zentral und dezentral eingespeister erneuerbarer Energie erfordert daher auch die Entwicklung neuer Lösungen für intelligente Netze - und zwar möglichst bald.
Da die Übertragungskapazität von Freileitungen durch die maximale Betriebstemperatur des Leiterseils begrenzt wird, kann durch deren Überwachung mittels Sensoren und dem Einsatz neuer Speziallegierungen deren nutzbare Übertragungskapazität um bis zu 50 % der Nennleistung erhöht werden.
Um die größtmögliche Nutzung der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben, ist es erforderlich, die Kapazität der Übertragungsnetze weiter zu erhöhen. Es kann unter Umständen helfen, den Neubau von Trassen zu vermeiden und mehr Energie zu transportieren. Dies wollen wir voranbringen – meine Damen und Herren!
Der Antrag „Smarte und sichere Digitalisierung der Energiewende“ befasst sich mit den neuen Messsystemen. Ein neues Messstellenbetriebsgesetz regelt technische Anforderungen, die Datenkommunikation und legt damit die Grundlagen für die Einführung intelligenter Messsysteme.
Bei Kunden mit einem Jahresstromverbrauch von bis zu 6.000 Kilowattstunden - das sind der weit überwiegende Teil der Haushaltskunden - sprechen wir von einer modernen, digitalen Messeinrichtung als Ersatz für den klassischen schwarzen Stromzähler. Wer über einem Verbrauch von 6000 Kilowattstunden liegt, bekommt ein intelligentes Messsystem. Dieses kann den Verbrauch elektronisch übermitteln.
Es gibt also eine einfache und eine aufwendigere Variante. Da es sich um ein Bausteinsystem handelt, kann die normale Messeinrichtung bei Bedarf aufgerüstet werden. Mit einem intelligenten Messsystem könnten Kunden sich dann einfach und jederzeit über ihren Energieverbrauch informieren - auf dem heimischen PC oder mobil mit dem Smartphone. Sie erfahren zum Beispiel, welche Geräte viel Energie verbrauchen. Dies hilft Einsparpotentiale zu erkennen und möglicherweise Maßnahmen entsprechend vorzunehmen.
Die privaten Haushalte, vor allem aber Unternehmen können durch intelligente Messsysteme Teil eines Netzspeichers und eines Flexibilitätsmarktes werden. Eine besondere Bedeutung hat die gesellschaftliche Akzeptanz von intelligenten Netzen.
Für uns sind dabei der Datenschutz und die Datensicherheit immens wichtige Voraussetzungen. Daher bitten wir auch die Landesregierung, den Rollout der neuen Messeinrichtungen konstruktiv und kommunikativ zu begleiten.
Redebeitrag des Landtagsabgeordneten Andreas Hein während der heutigen (05. Juli 2018) Landtagssitzung.