Andreas Hein erstellt ein "Konzeptpapier Wasserstoff" für die Bundes-CDU

27.05.2020

Vom Konrad-Adenauer-Haus (CDU-Bundesgeschäftsstelle) wurde die Landtagsfraktion gebeten, Vorschläge für Wirtschaftsprogramme nach „Corona“ zu machen. Hierzu hat Andreas Hein folgenden "One-Pager" zum Thema Wasserstoff verfasst:

Klare Prioritäten, innovatives und nachhaltiges Handeln - jetzt unsere Zukunft gestalten!

Der Entwurf zu einer Nationalen Wasserstoffstrategie enthält einen Katalog von 35 Umsetzungsmaßnahmen. Diese werden aber nur mittel- bis langfristig Wirkung entfalten. Mit Blick auf die bereits veröffentlich-ten Strategien anderer Staaten und Gemeinschaften und den dadurch entstehenden Handlungsdruck er-scheint es sinnvoll, prioritäre Maßnahmen für einen schnellen Start in Deutschland zu benennen.

1. Erzeugungskapazität für erneuerbaren „grünen“ Wasserstoff von 5 GW bis 2025 ermöglichen
Mit höchster Priorität gilt es, die Erzeugungskapazität für grünen Wasserstoff in Deutschland von kurzfristig 5 GW und mittelfristig 10 GW installierte Leistung zu entwickeln und zu schaffen. Die Produktionsstandorte müssen sich an der regionalen Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom orientieren, um die Stromnetze nicht zusätzlich zu belasten. Offshore-Anlagen und gekoppelte Erzeugungsanlagen müssen größtenteils mit ent-sprechender Infrastruktur ausgestattet werden. Zur Entwicklung einer Technologieführerschaft im Bereich grüner Wasserstoff ist eine nennenswerte Eigenerzeugung unabdingbar. Die Umstellung ganzer Produkti-onsketten mit teilweisen Bedarfen von mehreren 100 MW wird damit zu einer Blaupause auch für den Ex-port und somit ein sehr großer wirtschaftlicher Erfolgsfaktor für unser Land werden.

2. Unternehmensbranche Wasserstoff entwickeln
Deutschland muss die Entwicklung einer international wettbewerbsfähigen Unternehmensbranche Wasserstoff fördern, die durch Märkte, Innovation, Gründerszene und neue Wertschöpfungsketten gekennzeich-net ist. Dazu bieten sich eine Reihe von Maßnahmen vor allem bei regionalen Aktivitäten wie Technologie-transfer, Produktionsumstellung, Dienstleistungen, Industrieansiedlung, Genehmigungsverfahren, Fuhr-parks oder Infrastruktur an. Regulierte Energieunternehmen sollten Infrastrukturaufgaben übernehmen. Nicht-regulierte Unternehmen sollten Produktion, Logistik und Vertrieb von erneuerbarem Wasserstoff und den Folgeprodukten übernehmen, um Innovationen anzuregen. Neben Förderprojekten sollten Innovati-onsfonds wirtschaftlich tragfähige Vorhaben unterstützen. Der Fokus sollte hier auf der Kooperation kleiner und mittlerer Unternehmen mit Großunternehmen liegen.

3. Internationale Versorgungsinfrastruktur errichten
Zur Deckung des langfristigen Bedarfs an Wasserstoff in Deutschland werden nach Studien im Jahr 2050 bis zu 80 GW installierte Leistung benötigt. Dies sollte mit Blick auf die strategische Versorgungssicherheit im EU-Verbund erreicht werden. Mit der Kompetenz deutscher Unternehmen sollten weitere Produktionsstätten beispielsweise in Afrika einbezogen werden. Ein europaweites Pipelinenetz mit Anbindung an Produktions- und Verbrauchszentren sollte gebaut werden und muss auch eine Import- und weitere Verteilungsinfrastruktur berücksichtigen. Weiterhin sind Kurzzeit- und Langzeitreserven für grünen Wasserstoff vorzusehen, die sich mengenmäßig an den Schwankungsbreiten des Verbrauchs und den Öl- und Gasreserven orientie-ren. Verfügbare Lagerstätten sind zu erproben und auszubauen sowie weitere zu erkunden.

4. Wasserstoffwirtschaft in die Gesellschaft integrieren
Technologieführerschaft setzt die Akzeptanz und Adaption einer Technologie in Wirtschaft und Gesellschaft voraus. Es wird darum gehen, eine positive Grundstimmung zu erzeugen und zu erhalten. Das bedarf der Entwicklung von Handlungsoptionen und ist verbunden mit der Kostendiskussion bei Energie und Ernährung, der Entwicklungs-, Arbeitsplatz- und Ausbildungsperspektive, dem Erhalt des gewohnten Lebensumfeldes und einer Verbesserung der Lebensqualität (Luftverschmutzung, Lärm, Natur, Sicherheit). So sichern wir wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt sowie eine weiterhin bewohnbare Erde für unsere Lebens-gemeinschaft.

5. Energierechtliche Regelungen vereinfachen
Steuern und Abgaben für die Energiewende sind umgehend zu reformieren und insbesondere zu vereinfachen. Dazu zählen Anpassungen bei Erneuerbare-Energien-Gesetz, Energiewirtschaftsgesetz, Stromsteuer-gesetz, Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, Stromnetzentgeltverordnung, Konzessionsabgabenverordnung u. v. m. sowie die Umsetzung von EU-Vorgaben wie RED II. Dabei erscheint es schlüssiger, gleich die richtigen Weichen zu stellen, anstatt erst einmal über CO2-Abgaben den grünen Wasserstoff quer zu subventionieren. Auch hier sollten wir dem Prinzip der Ökonomie und Nachhaltigkeit folgen.

Das „Themenfeld Wasserstoff“ bietet Deutschland große Chancen – nutzen wir sie – jetzt!