Den Schutzstatus der Ostseeküste anpassen

21.02.2024

Die Landesregierung will mit der Strategie »Entwicklung Ostseeküste 2100« den Klimawandel beim Küstenschutz berücksichtigen. Angebote zur Übernahme von Regional-Deichen sind in Sichtweite.

Arnis. »Beim Sturmhochwasser vom 20. Oktober 2023 hat der Küstenschutz entlang der Ostsee vielerorts gewirkt, aber auch erhebliche Sachschäden verursacht und zum Teil Existenzen bedroht«, betont Thomas Jepsen.

Für den Landtags-Abgeordneten (CDU) aus Dollrottholz (Kreis Schleswig-Flensburg) Grund genug, »dass das Land sich zu einem zukunftssicheren Küstenschutz an Nord- und Ostsee bekennt, der die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt.«

Strategie-Neufassung
Derzeit befasse sich das Kabinett, so Jepsen, mit einer Neufassung der Gesamtstrategie »Entwicklung Ostseeküste 2100«. Dieses Grundlagen-Papier soll bis Ende des Jahres fertig sein und als Richtschnur für Maßnahmen entlang der Ostseeküste dienen.
Vor allem sollen die Aspekte des zukünftigen Küstenschutzes, des Naturschutzes und des Tourismus berücksichtigt werden. Und der Handlungsdruck ist groß, »schließlich rechnen Experten mit einem Anstieg des Meeresspiegels bis Ende des Jahrhunderts um 72 Zentimeter«, erläutert Jepsen.

Deiche als Eckpfeiler
Ein wichtiger Baustein sind die Deiche entlang der Ostsee, die sich überwiegend in Besitz und damit auch in Verantwortung von Gemeinden und Wasser- und Bodenverbänden befinden. Die Oktober-Sturmflut habe allerdings gerade bei diesen sogenannten Regionaldeichen teils enorme Schwachstellen aufgezeigt. Die Landesregierung will nun einige von ihnen in die eigene Obhut nehmen. Wie Jepsen berichtet, sind auch einige Regionaldeiche im nördlichen Landesteil von dieser Offerte betroffen.
Neben Schausende/Holnis will das Land auch die Regionaldeiche in Oehe/Maasholm und Arnis übernehmen. Dazu Jepsen: »Unsere Angebote werden zeitnah erfolgen. Dann müssen wir sehen, ob die betroffenen Regionaldeiche wieder in Ordnung gebracht worden sind und ob die Verantwortlichen vor Ort ihre Deiche überhaupt in Landeshände abgeben wollen.«

Bei dem Blick in die Zukunft des Küstenschutzes im hohen Norden hat zudem Schleimünde einen Sonderstatus. Die »Tür zwischen Ostsee und Schlei« übt großen Einfluss auf die Küstenbereiche des Ostseefjords aus, wie zuletzt bei der Sturmflut zu erleben war.
Nach der zeitweisen Überschwemmung der schmalen Landzunge stieg der Wasserstand in der Schlei rapide schnell an, wie auch unter anderem in Arnis und Maasholm zu spüren war.
Dazu Jepsen: »Es gibt ja verschiedene Ideen, was wir in Schleimünde unternehmen können. Allerdings ist noch nichts entschieden.«

Steilküste einbeziehen
Bei der Suche nach passenden Antworten auf die Frage, »wie soll der Küstenschutz der Zukunft« aussehen, würde Jepsen auch gerne die Steilküsten des Landes einbeziehen.

»Wenn Sedimente von der Steilküste in Dollerupholz abgetragen werden, und später in Langballigau wieder anlanden, dann ist dem Küstenschutz überhaupt nicht geholfen. Wir müssen Pflegemaßnahmen an Steilküsten, die ja überall aus Biotop-Gründen nicht erlaubt sind, in Zukunft an einigen Stellen möglich machen«, fordert Jepsen.

Text: Volker Metzger Flensborg Avis